Bundesschützenmeister Emil Vogt “Wir dürfen christliches Profil nicht verlieren”

Leverkusen. Die Schützen öffnen sich gegenüber Muslimen und Homosexuellen. Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) tagte im Leverkusener Forum und stellte Weichen für die Zukunft.

Die Mitgliederversammlung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) ist gestern mit rund 600 Teilnehmern zur Bundesvertreterversammlung im Forum zusammengekommen und hat wegweisende Beschlüsse gefasst. Wir sprachen darüber mit dem Bundesschützenmeister Emil Vogt aus Leverkusen.

Der BHDS hat einen Beschluss gefasst, der die Schützenvereine verändern könnte, was ist der Kern der Botschaft?

Vogt Der Kern der Botschaft ist, dass wir uns beim Thema Zuwanderung und Integration einen entscheidenden Schritt vorwärts bewegt haben, indem wir die Entscheidungsbefugnis auf die einzelnen Bruderschaften verlegt haben, wie sie mit der Aufnahme von Nichtchristen und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften verfahren.

Dabei geht es vorwiegend um Muslime.

Vogt Es hat 2014 mit dem Fall Mithat Gedik in Werl begonnen. Gedik war dort Schützenkönig geworden und hatte sich als Muslim für das Bezirkskönigsschießen gemeldet. Das war der Auslöser für eine heiße Diskussion darüber, wohin wir uns als Christen bewegen.

Geht es nur um Muslime?

Vogt Nein. Es geht auch um getaufte Christen, die ausgetreten sind, ebenso um Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften. Ein weiteres Paket unserer Beschlüsse bezieht sich auf Homosexuelle. 2012 hatte die Bundesvertreterkonferenz entschieden, dass ein Königspaar aus Mann und Frau bestehen muss. Diesen Beschluss haben wir nun aufgehoben. Die bisherige Regelung konnte so nicht bleiben, weil sie den homosexuellen Lebensgemeinschaften nicht gerecht wird, die treu füreinander sorgen.

Was bedeuten die jüngsten Beschlüsse des Bundesverbands für die einzelnen Bruderschaften etwa hier in Leverkusen?

Vogt Der Beschluss bedeutet, dass die jeweiligen Schützenbruderschaften vor Ort entscheiden. Sie müssen jeweils eigene Ausdrucksformen finden und sich im Klaren sein, was sie wollen. Es gibt liberale und konservative Bruderschaften, die künftig individuelle Entscheidungen treffen. Klar bleibt: Wer Mitglied einer christlichen Bruderschaft werden will, der muss auch deren Regeln akzeptieren. Wir dürfen bei aller Liberalität unser eigenes christliches Profil nicht verlieren.

Inwieweit haben Sie ihre Beschlüsse mit den Würdenträgern der Katholischen Kirche abgestimmt?

Vogt Wir haben vorher über das Kirchenrecht prüfen lassen, welche Spielräume uns als kirchlichem Verband in der Ausgestaltung unserer Regeln bleibt. Es gab ein Gespräch mit Kardinal Wölki, in dem wir über die Kernpunkte gesprochen haben. Wir haben größere Spielräume als etwa die Kirchengemeinden, auch deshalb, weil wir mit unseren Aktivitäten auch die Menschen erreichen, die für die Gemeinde pastoral nur schwer erreichbar sind.

Was bedeuten die Beschlüsse im Hinblick auf die Zukunftsausrichtung der Schützenbruderschaften?

vogt Es ist insofern bedeutsam, weil es auf Verbandsebene eine tiefe inhaltliche Diskussion gegeben hat, die unser Profil nochmals geschärft hat. Es ist ein modernes Profil. Wir eifern da Papst Franziskus nach und gehen in vielem in seine Richtung, so bei dem Willen zu mehr Offenheit, also dem Zugehen auf Menschen.

BERND BUSSANG FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Quelle: RP
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